Mein Weg zum Schiedsrichter – Ausbildung, Meetings und erste Erfahrungen

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Redakteur
Teammitglied
In dieser Saison wollte ich Basketball einmal aus einer anderen Perspektive erleben – nicht als Spieler, nicht als Zuschauer, sondern als jemand, der das Spiel leitet: als Schiedsrichter. Die Entscheidung dazu kam recht spontan, ausgelöst durch Gespräche mit aktiven Referees und einer wachsenden Neugier darauf, wie sich das Spiel aus der Perspektive jener anfühlt, die für Fairness und Struktur sorgen.
Nachdem die Anmeldung bestätigt und die 35 € Kursgebühr überwiesen waren, wurde es ernst. Ab diesem Moment war klar: Ich mache das jetzt wirklich.

Der Kursaufbau​

Der Lehrgang war klar strukturiert und inhaltlich sehr gut aufgebaut. Die Ausbildung bestand aus Online-Modulen im Selbststudium, jeweils mit kurzen Tests zur Lernkontrolle. Diese Probetests waren freiwillig, halfen aber enorm dabei, das eigene Verständnis zu überprüfen und frühzeitig festzustellen, welche Themen man noch einmal wiederholen sollte. Ergänzt wurde das Selbststudium durch drei Online-Meetings über Zoom – eines davon verpflichtend, die beiden anderen als offene Q&A-Sessions.

Besonders beeindruckend waren die Ausbildner Paul Valentin und Clemens Salomon: hochkompetent, bestens vorbereitet und mit einer großen Sammlung an Beispielvideos ausgestattet. Egal welche Frage auftauchte – gefühlt hatten sie stets das passende Videobeispiel parat, wodurch das Regelwissen nicht nur theoretisch vermittelt wurde, sondern anhand realer Spielszenen greifbar war.

Selbststudium & Lehrvideos – Version 1.0​

Im Selbststudium arbeitete ich mich auch durch die aufgezeichneten Lehrvideos und den Online-Vortrag. Dabei merkte man allerdings, dass diese Inhalte noch in einer Art „Version 1.0“ vorlagen. Teilweise fehlte das Bild des Vortragenden, während die Präsentation dauerhaft eingeblendet blieb – und gelegentlich hörte man im Hintergrund, wie etwas gezeigt wurde, das man selbst nicht sehen konnte.
Nach Rücksprache wurde mir zugesichert, dass diese Materialien künftig überarbeitet und neu gestaltet werden, um das Lernen klarer und moderner zu machen. Gut zu wissen, dass hier aktiv an Verbesserungen gearbeitet wird.

Regelkunde & neues Verständnis für das Spiel​

Während des Lernens wurde mir zunehmend bewusst, wie sehr die intensive Regelkunde das eigene Verständnis verändert. Je tiefer ich in die Details eintauchte, desto klarer wurde mir, dass viele Spieler:innen – selbst nach Jahren – manche Feinheiten der Regeln nicht kennen. Das führt oft zu Beschwerden, die eher aus falschen Erwartungen als aus tatsächlichen Fehlentscheidungen entstehen.

Gleichzeitig lernte ich, dass auch Schiedsrichter blinde Zonen haben – Bereiche, die aus der jeweiligen Position schlicht nicht einsehbar sind und deshalb keinen Pfiff ermöglichen. Diese Einsicht hat meine Sicht auf das Spiel nachhaltig verändert.

Auch wurde uns vermittelt, den Vorteil gelten zu lassen. Das ist anfangs ungewohnt, aber sinnvoll – und manchmal wünschte ich mir ein sichtbares Signal wie im Fußball, um Spieler:innen und Zuschauer:innen zu zeigen, dass der Vorteil bewusst gewährt wurde. Vielleicht bringt die Zukunft hier einmal Neuerungen.

Mir wurde insgesamt bewusst, dass der Job nicht nur aus Entscheidungen besteht, sondern auch einen pädagogischen Anteil hat. Man erklärt, beruhigt und vermittelt – nicht nur bei jungen Spieler:innen, sondern auch bei Erwachsenen.

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Tests & Abschluss der Theoriephase

Für die Theoriephase mussten zwei Tests erfolgreich absolviert werden:
  • ein Online-Regeltest mit mindestens 60 %,
  • und ein Modul-Regeltest mit mindestens 80 %.

Als ich beide bestanden hatte, war ich spürbar erleichtert – ein Moment, der mir zeigte, dass die Vorbereitung tatsächlich Früchte getragen hatte.

Praxis in der Halle & praktisches Assessment

Die ersten zwei Stunden standen ganz im Zeichen der Grundlagen. Wir haben intensiv an Pfifftechnik, klaren Signalen, sicheren Bewegungsabläufen und einer guten Positionierung auf dem Feld gearbeitet. Besonders spannend war das Training verschiedener Blickwinkel, um Spielsituationen noch besser einschätzen zu können.

In den letzten zwei Stunden durften wir das Gelernte direkt anwenden: Erst haben wir ein 3x3-Spiel geleitet, danach ein Testspiel mit Kindern gepfiffen. Begleitet wurden wir dabei von einem Ausbildner, den wir bereits aus dem Online-Meeting kannten, sowie dem Landesschiedsrichterreferenten. Die Unterstützung war großartig – wir erhielten wertvolle Hinweise und konstruktives Feedback, das uns spürbar weitergebracht hat.

Das Pre-Season-Meeting

Ein großes Highlight war das Pre-Season-Meeting, das als viertes Online-Meeting stattfand. Dort wurden die Regeländerungen für die neue Saison vorgestellt und anhand von Lehrvideos anschaulich erklärt.
Wie bei Online-Terminen üblich, gab es bei manchen Teilnehmer:innen technische Schwierigkeiten, was zu wiederholten Fragen führte. Dennoch blieb die Stimmung positiv, und die Ausbildner gaben sich sichtlich Mühe, alle Inhalte verständlich und praxisnah zu vermitteln.

Administrative Schritte & Transfer zum Landesverband

Nach Abschluss der Ausbildung kam es beim Transfer meiner Unterlagen vom Bundesverband zum Landesverband zu ein paar kleinen Anlaufhürden. Einige landesspezifische Abläufe waren mir anfangs nicht klar und mussten erst bei Rückfragen erklärt werden.
Nachdem ich nachfragte, wurde alles rasch verständlich erläutert und der administrative Teil konnte ohne Probleme abgeschlossen werden. Hier zeigte sich, dass die Strukturen grundsätzlich gut funktionieren, Neueinsteiger aber manchmal etwas Orientierung brauchen.

Voraussetzungen & Abschlussunterlagen

Teilnehmen darf man ab 16 Jahren. Für den Lizenzerhalt wurde eine Strafregisterbescheinigung „Kinder- und Jugendfürsorge“ benötigt.
Technisch reicht ein Computer oder Tablet mit Webcam – allerdings habe ich gelernt, dass eine stabile Internetverbindung manchmal wichtiger ist als alles andere.

Zum Abschluss erhielten alle Teilnehmer:innen ein Schiedsrichter-Shirt des Landesverbands sowie eine Pfeife mit Halsband. Ein kleines Detail, aber für mich ein starkes Symbol: Jetzt bin ich wirklich Teil davon.

Fazit

Die Ausbildung war eine spannende, lehrreiche und sehr praxisnahe Erfahrung. Trotz kleiner technischer Hürden, ein paar offenen Fragen und mehreren „Aha-Momenten“ hat sich der Aufwand absolut gelohnt.
Dank der engagierten Ausbildner, die Fachwissen und einer Fülle an Videobeispielen arbeiteten, fühlte ich mich jederzeit gut unterstützt und motiviert.

Jetzt freue ich mich auf meine ersten Einsätze – mit Pfeife in der Hand, einem neuen Blick auf das Spiel und dem Ziel, fair, ruhig und kompetent zu leiten.
Ein bisschen Nervosität ist noch da, aber vor allem: echte Vorfreude.
 
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